”Bitte, schicken Sie mir keine Noten mehr!” - Auswahl aus den schönsten Noten des Liszt-Nachlasses

Ein wichtiger Teil der Sammlung des Gedenkmuseums ist Liszts Budapester Buch- und Notensammlung, die der Meister einst der Musikakademie vermachte. Die Sammlung enthält etwa 2500 Noten, von denen die Besucher bisher allerdings nur einen Bruchteil zum Blick bekommen konnten.

Vieles davon, auch von Komponisten, die nicht unmittelbar oder nur wenig mit Liszt Kontakt hatten, erzählen über den Meister und seine Zeit, über die Welt und die Modeerscheinungen des 19. Jahrhunderts. Gleichzeitig sind die entsprechenden Werke Zeugnisse einer jungen, aufstrebenden Generation, die in Liszt ihren Mentor sah.

Die Sonderausstellung zeigt eine Auswahl von wunderbaren, illustrierten Titelblättern des Noten-Nachlasses. Obwohl diese sehr schön sind, können wir davon ausgehen, dass der Meister selbst nicht all diese Kompositionen sonderlich schätzte. Einen Großteil des Nachlasses bekam er von seinen Verehrern, die als Gegenleistung einige würdigende Sätze von ihm erhofften. Obwohl dieser in Artikeln und offenen Briefen in verschiedenen Zeitungen öfters die Verehrer gebeten hatte, ihm keine weiteren Noten zu schicken, weil es ihn in seiner Arbeit störte, erhielt er dennoch auch weiterhin welche.

Die Ausstellung zeigt auch Noten von Komponisten, die mit ihm persönlichen oder Briefkontakt unterhielten, oder seine Schüler, Verleger oder Freunde waren. Unter denen, die für Liszt etwas bedeuteten, und deren Kompositionen in der Ausstellung zu sehen sind, waren Bedřich Smetana, William Mason, César Cui, Robert Franz, Antal Siposs, Kornél Ábrányi, Mihály Mosonyi, Joseph d’Ortigue, Camille Saint-Saëns und Felix Draeseke.

Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren Titelblätter nur mit wenigen Ornamenten versehen, aber mit der Entwicklung der Grafik wurden sie immer prächtiger. Ab den sechziger Jahren wurden sie dann – gewöhnlich diejenigen von Salon- und Tanzmusik und, in Ungarn, vor allem von Liedern und Csárdás – reich illustriert. Damals galt dies im Verlagswesen als eine gute Geschäftsidee, um Musik besser verkaufen zu können, besonders, wenn der betreffende Komponist nicht allzu berühmt war.

Bei Liszt-Kompositionen brauchten die Verleger natürlich keine solche Strategien anzuwenden. Liszt verlangte bebilderte Titelblätter nur dann, wenn die Illustration einen direkten Bezug zur Komposition hatte. So zum Beispiel bei der symphonischen Dichtung Von der Wiege bis dem Grabe, deren Komposition von einer Zeichnung Mihály Zichys inspiriert worden war, oder beim Sposalizio und bei Il penseroso, Klavierstücke, zu deren jeweiligen Entstehung ein Bild von Raffael beziehungsweise eine Statue von Michelangelo den Anstoß gaben.

Kuratorinnen: Anna Peternák, Júlia Fedoszov, Lilla Bokor

Installation: Tímea Bősze

Leihenden Institutionen:

Bélyegmúzeum

Budapesti Történeti Múzeum – Kiscelli Múzeum

Deutsche Nationalbibliothek

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